Freimaurerei – die große Unbekannte

Die Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland vereint Männer aller Religionen und unterschiedlichster Herkunft. Wir stehen in der Tradition des Humanismus und der Aufklärung und sehen darin unsere Verpflichtung für Gegenwart und Zukunft. Die „Arbeit am rauen Stein“, wie Freimaurer ihr Streben nennen, ist für uns – neben der Arbeit an uns selbst – immer auch Arbeit für und in der Gesellschaft.

Gerade das Zusammentreffen von Männern mit verschiedenen weltanschaulichen, religiösen und politischen Überzeugungen prägt die Vielfalt und Lebendigkeit unseres Bundes.

Freimaurerei ist ein Bruderbund

Über alle weltanschaulichen, politischen, nationalen und sozialen Grenzen hinweg sollen Menschen miteinander verbunden werden, die sich sonst nicht begegnet wären. Die Freimaurerlogen folgen ihrer Tradition, Trennendes zu überwinden, Gegensätze abzubauen, Verständigung und Verständnis zu fördern und der Gefahr der Isolierung des Einzelnen in der modernen Arbeits- und Konsumwelt entgegenzuwirken. Durch engagierte Mitmenschlichkeit will der Freimaurerbund nicht nur zur Lebensgestaltung seiner Mitglieder beitragen, sondern auch ein Modell für Partnerschaft in der Gesellschaft außerhalb der Logen bieten.

Freimaurerei ist ein Männerbund

Die klassische Freimaurerei ist ein Männerbund. Ihre Formen und Symbole stammen aus männerbündischer Tradition, das Männerbundprinzip fördert die Homogenität der Logengruppe. In einer demokratischen Gesellschaft, in der sich auch Frauen nach eigenen Vorstellungen zusammenschließen können, hat dies keinen diskriminierenden Charakter. Die Freimaurerei ist heute bewusst ein „offener“ Männerbund, der Partnerinnen und Familien weitgehend in das Gemeinschaftsleben der Loge einbezieht.

Freimaurerei ist ein ethischer Bund

In der Tradition der europäischen Aufklärung bekennen sich Freimaurer zu moralischen Werten und Überzeugungen. Der Freimaurerbund entwickelt kein eigenes ethisches System und überträgt ethische Überzeugungen nicht in politische Programme. Dennoch gibt die Freimaurerei mit ihren alten Wertpositionen – Menschlichkeit, Brüderlichkeit, Freiheit, Gerechtigkeit und Toleranz – Orientierung und Maßstäbe für das Denken und Handeln ihrer Mitglieder. Im Vergleich von Realität und Wertmaßstab, im gemeinsamen Nachdenken und in kritischer Selbstaufklärung werden Verhaltensweisen eingeübt, die ethische Überzeugungen in die Lebenspraxis des Einzelnen übertragen.

Freimaurerei ist ein symbolischer Werkbund

Zur Festigung zwischenmenschlicher Bindungen, zur Vertiefung ethischer Überzeugungen und als Anleitung zur Selbsterkenntnis bedienen sich die Logen alter, aus der Tradition der Bauhütten stammender Symbole und symbolischer Handlungen. Die „Entzauberung der Welt“ durch technischen Fortschritt und die Unrast des modernen Lebens bedürfen der Ergänzung durch Räume der Besinnung, Kontemplation und Stille. Freimaurer verschließen sich nicht den modernen Lebens- und Arbeitsformen, zu deren Vermenschlichung sie beitragen wollen. Sie sehen aber in der aktiven Lebensbewältigung nur eine Seite menschlicher Existenz, die der Ergänzung bedarf – und diese wird im freimaurerischen Brauchtum vermittelt.

Freimaurerei ist keine politische Bewegung und kein Interessenverband

Logen und Großlogen formulieren keine Programme und nehmen nicht an parteipolitischen Auseinandersetzungen teil. Dennoch hat die Freimaurerei eine politische Wirkung: Als „Gemeinschaft toleranter Ungleichgesinnter“ trägt sie zur Überwindung schädlicher Auswirkungen politischer Konflikte bei, fördert die politische Kultur und unterstützt die Urteilsbildung ihrer Mitglieder durch die Erörterung wichtiger Zeitfragen in den Logen. Die Umsetzung persönlicher Überzeugungen bleibt Aufgabe des einzelnen Freimaurers.

Freimaurerei ist keine Nebenkirche

Als diesseitsorientierter ethischer Bund ist die Freimaurerei weder Religionsgemeinschaft noch Religionsersatz. Sie entwickelt keine Theologie, kennt keine Dogmen oder Sakramente. Zwar verwendet die Freimaurerei Symbole, die dem religiösen Bereich entlehnt sind – wie das Symbol des „Großen Baumeisters aller Welten“ –, doch verkörpert dieses keinen eigenen freimaurerischen Gottesbegriff. Es ist vielmehr ein umfassendes Symbol für den transzendenten Bezug des Menschen, das jeder Freimaurer gemäß seiner eigenen Überzeugung deuten kann.

Freimaurerei ist kein Geheimbund

Die Freimaurerei bekennt sich zu Demokratie und offener Gesellschaft. Zweck, Organisation und Vorstände von Logen und Großlogen sind öffentlich zugänglich. Viele Veranstaltungen sind heute offen für Gäste, und die von der Großloge herausgegebene Zeitschrift kann auch von Nichtmitgliedern bezogen werden. Die von den Freimaurern geübte Verschwiegenheit bezieht sich nur auf einige Einzelheiten des Brauchtums und ist Symbol für den notwendigen Schutz des persönlichen Vertrauens in jeder Gemeinschaft. Mit Verschwörung oder Geheimniskrämerei hat die Freimaurerei nichts zu tun.